Nähwut

Kastanien im Bett

11. Oktober 2017

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Die Lichter mischen sich wie dein Bild mit den zwei Sonnen. Sommerabend, Herbstmorgen. Immer noch laue Nächte. Schneckenhaus, wir könnten nochmal los. Aber. Am Zaun steht dieses Aber, guckt zu mir rüber. Schüttelt unmerklich den Kopf.
Ich war wie on hold, mein Herz im Ärmel mit eingekrempelt. Irgendwo auf Standbild gestellt. So große Schritte machen das mit mir. Jetzt greifen die inneren Zahnräder wieder. Ich fühle den Motor sich vorwärmen. Be-wegung ist wieder möglich. Gelbe Wolke winkt grinsend.

Die Kastanienernte war kurz dieses Jahr, die Apfelernte fällt ganz aus. Kein einziger Goldklumpen in der Baumkrone. Gut dass ich im Frühsommer schon Kastanien im Kopf hatte. Ich durfte wieder die neue Anleitung von Frau Rosenrot probenähen und hatte soviel Freude dabei! Wer noch Kastaniensehnsucht hat, näht sich einfach ein Kastanienkind selber! Oder ein Eichelbaby im Blätterschlafsack.

Die unzähligen Sicherheitsnadeln aus der Wohnwagendecke sind längst entfernt. Einen Abend vor unserem Sommerurlaubsstart (das war Juli) saß ich in so einem Licht und habe Bahnen gesteppt. Ich wollte mein Glück fassen. Das Deckentop ist schon linienreich genug, ich habe einen schlichten Quiltstich meiner Maschine verwendet und große Abstände, schnelles Augenmaß, hehe.
Das Binding habe ich diesmal nicht separat angesetzt sondern die Rückseite weit überstehen lassen, damit ich sie umklappen und mit Matratzenstich annähen kann. Mein Zeitmaß ist längst nicht so zuverlässig wie mein Augenmaß; nach drei Wochen Dänemark habe ich die allerletzten Stiche auf der Rückfahrt kurz hinter der Grenze genadelt. Typisch. Aber wir haben die Decke trotzdem den ganzen Urlaub verwendet und sie hatte Kulibemalungen vom Gummibär und ärgerliche Kakaoflecken von Angry Blondie noch bevor sie überhaupt fertig war.
Mit dieser Decke saß ich vielmals im Auto, vor dem Wohnwagen, neben Uli, am Hang vorm Meer … habe ein bisschen geflucht, über die schiefe Ecke, wo Stoff gefehlt hat, über die vierte Seite, an der der Stoff nicht gereicht hat zum Umklappen. Irgendwann kommt der Punkt des „Nicht mehr so genau Nehmens“ – und dann wirds fertig und gut.
Ich glaube, das ist das Schönste, was ich je genäht habe. Jetzt liegt sie auf dem Bett in ihrem lustigen, fast quadratischen Format und träumt von Dänemark. Ich habe vorerst einen Fimmel damit.
Wenn es jetzt im tiefen Oktober mal trocken genug wird draußen, mach ich noch ein paar Bilder. Und ein paar mehr Apple Pies. (Barcomis Rezept, mit Holsteiner Cox.)

Wir haben die erste Erkältungsrunde gedreht und Herbstferien in Aussicht. Ein paar Stapel an Krams sind abgetragen und machen mich froh. Ich drücke auch auf die Hupe. „Honk if you are happy.“
Ich renke Bärenbeine ein und trage den Sand von drinnen wieder nach draußen. Ich wasche die Tassen und Töpfe tausend Mal, wische Tusche und Klecker und Tränen ab, falte unakkurat die Wäsche und lese ihre Laune am Gang.

Bald, hoffentlich: ;) Ein paar Glimpes vom Berlin Knits Wollfest (Das war so schön!) und ein sehr sehr schönes Giveaway! Come back, please.

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  1. Wie kann deine Decke die schönste sein? ((mit schiefer Ecke) Bei meiner sind alle 4 Ecken perfekt. Ach, was rede ich, die ganze Decke ist ein Kunstwerk. Ich halte sie in Ehren und kuschel mich gern ein!! Tausend Dank und natürlich ist deine Riesendecke wunderschön

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