Reisekunde

Lavandin

27. Juli 2005

Jetzt ernten sie die Lavendelfelder ab, vor ein paar Tagen haben sie begonnen. Nein, sie gehen nicht mehr sammelnd durch die Felder und sind abends müder als sonst, weil sie so tief die Lilafarben eingeatmet haben. Geerntet wird heute mit Maschinen, sie hatten es mir erklärt, ich habe es wieder vergessen. Das Öl treiben sie auch elektrisch aus, und wer sich damit einreibt, fühlt für Sekunden einen metallernen Film auf der Haut.
Den Honig, den machen sie noch selbst, jede Familie füllt ihn in andere Gläser ab, an den Wegrändern stehen Schilder und wenn man klingelt, steht jemand vom Kaffeetisch auf und verkauft einem das süße Kristall. Wie seit Jahren. Und ich … hier …
Dieulefit hat noch als einziger Ort an zwei Wochentagen Markt, die Standtische geben vorsichtig nach unter der Last dieser Tage: Eichenkörbe mit Lavendelsträußen, Lavendelseife, Zweilitergläser Mièl. Die Einwohner sind froh, wenn der Sommer keine Touristen hereinspült, die ihnen das immer knappe Graubrot wegkaufen. Am Ende steht die Frau mit den selbstbemalten Ölflaschen, ein paar Sommersprossen Lila, Schraubverschlüsse, eng an eng aufgestellt. Sie ist die Einzige unter den Marktleuten, die nicht hier geboren ist, heute denkt sie daran, an ihrem Geburtstag, und noch keine Flasche verkauft, dabei ist schon Mittag.
Ach und ich … hier …

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