Advent

1. Advent :: Ich muss noch üben

2. Dezember 2012

1. Advent

… zwanzig Jahre zurück musste ich allenfalls Geige üben. Mathe lernen. Den Abendbrottisch decken. Heute muss ich üben, nicht so viel zu müssen. Warum mir alles in diesem Jahr so schwer aus den Ärmeln fällt … ich bin noch nicht auf den Grund gekommen. Vielleicht, weil mir der Boden unter den Füßen fehlt. Weil ich nicht lange genug in den Himmel höre. Oder keine Purzelbäume mehr mache, bevor der Tag beginnt.
Also übe ich. Am Vorabend öffnen wir einen guten Weißwein und ich stelle den Adventskranz zusammen. Dieses Jahr kein richtiger Kranz und dafür die Kerzen umso größer. Die Tannenzweige riechen kurze Zeit ganz stark nach Harz und Weihnacht, als ich sie zerschneide. Eigentlich hatte ich mir diese Kerzen ausgeguckt, und dann waren sie nicht mehr vorrätig. Stattdessen habe ich auf einfarbige Kerzen mit Siegelwachs Würfelpunkte eins bis vier aufgetragen.
Ich finde beim Durchsehen der Weihnachtskiste den Bericht von einem Heilig Abend 1888. Theodor Storms Tochter hat ihn geschrieben. Etwas daran berührt mich. Am Nachmittag haben wir ein paar Weihnachtslieder lauthals gesungen, Ela am Klavier. Wie selten ist das geworden. Ich will jeden Tag mit den Kindern Weihnachtslieder singen. Daraus werden Lebensschätze.
Heute konnte Mini Blondie es gar nicht aushalten, bis die erste Kerze angezündet wurde. Es hat geschneit, gestern, heute auch. Wenn die Flocken wirbeln, geht mir das Herz auf, immer. Die Schwestern sind da. Wir braten ein Hähnchen, das köstlicher nicht sein könnte. Dazu gibt es Kartoffelsalat, wie ein Versprechen. Das wird ein friedlicher Heilig Abend dieses Jahr.
Die Nachbarn rundherum bringen ihre Weihnachtslichter in den Gärten an. Wir machen einen Dämmerspaziergang. Es ist noch nicht sehr kalt. Der Tag schleicht sich um die Ecke und ich will üben. Die liegengebliebenen Stapel zulassen. Tief atmen. Laut singen.

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