Zuhause

Nicht das Glück aussortieren

27. Februar 2017

DSC_1265
DSC_1262
DSC_1990
DSC_1241
DSC_1991
DSC_1224
DSC_1270
DSC_1246

DSC_1208
DSC_1185

Gerade habe ich mir den dritten Kaffee gebrüht – Montag Vormittag; es geht nicht anders. Die Kinder sind under the weather. Die Großen mit Glitzer und Geschrei in den Faschingstag gezogen. Das Gummibär hats seit Tagen erwischt und alles ist verkehrt. Die Nächte sind unruhig, die Tage viel.
Wir räumten gestern den ganzen Tag, durchs ganze Haus, unser ganzes Zeug. Es fühlte sich jedenfalls so an. Alles kommt in Bewegung, wenn man nur einen neuen Kleiderschrank für die Gelbe Wolke aufbauen will.
Plötzlich sehe ich wieder überall das Zeug. (Zeug = Dinge, die überflüssig sind, hehe.) Ich will es lossein, abwerfen, im Galopp verlieren. Warum ist das so schwer. Ich komme mir so herzlos vor, wenn ich Dinge nicht behalten will, die in viel Liebe gewickelt waren. Die Freude hatte den Moment, und jetzt kommt der Staub.
Wir verbünden uns, Batti muss helfen, er ist nicht so attached wie ich. Allein was die Kinder inzwischen angesammelt haben an Zeug Schätzen – in ihren Augen. Es ist schwer ihnen zu erklären, dass man auch zu viel haben kann. Und wir sind in dieser Zeit, alle haben zuviel, keiner braucht wirklich noch ein schon leicht angeschlagenes Buch, noch ein Kuscheltier mehr.
Ich schiebe die Schuld der Massenproduktion in die Schuhe, was für ein Irrsinn da mit Maschinen produziert wird, bald müssen wir Zeug ins Weltall schießen, so kommt mir das vor. Weltraumschrott verfinstert die Sterne.
Besitz macht nicht glücklich, vielleicht hat er das mal, als alles rar war, als sich das Leben goldgräberisch angefühlt hat, weil einmal alles verloren war.
Die Kinder können immer noch staunen über einen Haufen frisches Moos und Birkenstöcker. Ich glaube, sie belastet das auch, die Überfülle, und das ist erstmal nur im Offline.

Ich habe drei Gläser ausgekippt mit Erinnerungsstückchen von 2012 und den Jahren danach. Ein Schwung Goldlöckchen, bei einem Frühstück im Februar abgeschnitten, Muscheln, Hühnergötter, mein alter Ring. Kusmi Teeverpackungen aus Dänemark und getrocknete Blüten.
Warum ist das Aussortieren so unbehaglich. Ich mache das fortlaufend und doch wird es nicht weniger Zeug.
Etwas Neues kaufen macht glücklich, in dem einen kurzen Moment, das ist mir klar, wahrscheinlich falle ich zu oft darauf rein. In einer Studie stand, unser Gehirn ist darauf geeicht, Dinge zu suchen und zu finden. Wenn wir etwas Tolles finden, belohnt es uns mit Glückshormonen. Das gilt genauso für schöne Fotos auf Instagram oder tolle Artikel.
Die Achtsamkeit mir selber gegenüber wird immer wichtiger.

Ich nehme die Leitsätze nochmal neu mit, die im letzten Jahr aus diversen Entrümpelungsbüchern ihre Kreise zogen: Macht mich dieses Stück Zeug glücklich? Lieb ich es wirklich total, oder ist es eigentlich nur geduldet? Nein? Dann weg! (Mini Blondie schimpft, wenn ich das so herzhaft sage. Sie liebt die Dinge alle ehrlich und schon lange.)
Ich wünsche mir dass in ein paar Wochen hier fühlbar mehr Luft ist im Haus. Dass wir nicht ständig Zeit mit aufräumen vertrödeln, weil es gar nicht viel aufzuräumen gibt.
Und Glücksgefühle funkeln noch besser, wenn ich an der Nähmaschine sitze und Nadelstiche mache. In Gelb, in Blau, in Rot. Und bei einer heißen Tasse Kaffi.
Selbsterziehung hört aber auch nie auf.

Only registered users can comment.

  1. Jaaaa, ich fühle mit! Ich sammle auch sehr gerne Schätze, aber man kann eben nicht alles aufheben, irgendwann wird es einfach zu viel. Als Gegengewicht zum Minimalismus-Trend finde ich diesen Artikel sehr schön: http://www.zeit.de/2017/06/besitz-minimalismus-dinge-erinnerungen-besitztum

    Wenn ich einen Gegenstand in der Hand habe, bei dem ich bereits an Trennung denke, mich aber nicht durchringen kann, hilft mir manchmal die 20 €-Regel: Kann man das Ding für unter 20 € gleichwertig nachkaufen? Dann weg!

    Liebe Grüße,
    Hanna

  2. Tja was du beschreibst kennen ich auch nur zu gut :)
    Dinge die ein Jahr nicht verwendet wurden wandern bei mir zuerst mal auf den Dachboden, damit sind sie dann aus dem Bild. Den Dachboden auszumisten traue ich mich bis dato nicht da er die letzten jahrzehnte „gefüttert“ wurde. Aber hin und wieder finde ich tolle Schätze dort.

  3. Same same but different…
    In wenigen Wochen kommt Baby No.2 auf die Welt und dafür wird das Nest gebaut, das Kinderzimmer, welches sich das Kleine mit der dann großen Schwester teilen darf, ergänzt. Riesenkleiderschrank, in den die vielen kleinen aufbewahrten Klamöttchen peu à peu einsortiert werden. Und doch frage ich mich, brauchen wir soviele Klamotten?? Oder fehlt sogar noch was? Was schaffe ich noch zu stricken oder nähen.
    Und ich freue mich aufs sortieren MEINER Sachen. Umstandssachen raus, „normale“ Sachen rein. Und dabei direkt nochmal durchsehen, was bleibt und was darf gehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.