Nähwut | Reisekunde

Ich war nochmal weg :: Nähreise nach Pohnsdorf :: November 2014

20. Januar 2015

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Ich war nochmal ein Wochenende weg … in Meckelbörg, weit draußen auf dem Land, nur ich und meine Nähmaschine – und noch ein Dutzend Mädels und Damen, die genauso nähwütig sind wie ich. Die Nacht durchnähen, für einige von ihnen gar keine Frage. Yes please!
Wir waren mit Mashal (Nähschule Swing and Sew) im Gutshaus Pohnsdorf, kurz hinter Teterow. Ein Wochenende, das novemberiger nicht sein könnte – und am Ende verschlungener Straßen und schmaler Wege, die durch Gehöfte führen, da steht das herrliche Gutshaus mit seinen Ferienwohnungen, so ganz nach meinem Geschmack. Im unteren Geschoss Kronleuchter über unserem Schlemmertisch, Sofas und Nähplätze und Zuschnitttische so viel das Herz begehrt.
Als ich Freitag früh am Sachen packen war, war ich eigentlich so erkältet dass ich noch nicht sicher war, ob ich die Fahrt überhaupt meistern könnte. Also kam mein Strickzeug ganz nach oben und ich hatte mich schon damit abgefunden, dass ich das Wochenende lang mit Tee auf einem Sofa sitzen, stricken und den andern beim Nähen und Wirbeln einfach nur zuschauen würde. Und früh ins Bett wandern! Aber kaum war ich angekommen, mit meinem leichten Gepäck, 18 Uhr und es hieß „Jetzt machen wir erstmal Kaffee und da steht frischer Kuchen“ – da war die Erkältung wohl irgendwo zwischen den Wäldern und Äckern auf der Strecke geblieben.
Es ist so schön, Stunden- und tagelang an einer Sache nähen zu können, ohne auf die Uhr sehen zu müssen, ohne irgendwas anderes zu müssen; einmal im Jahr ist das mein Urlaub von allem und allen anderen, fast auch von mir selbst.
Während wir uns in den Salons mit Stoffen, Schnittpapier und Stecknadeln austobten, wehten aus der Küche von früh bis spät verführerische Düfte, süß, würzig, Zimt, Thymian, Rosmarin und noch viel mehr. Manja, eigentlich Inhaberin des Pfarrhofs Stuer, hat für uns Köstlichkeiten ohne Unterlass gezaubert. Und trotzdem musste dreimal zum Essen gerufen werden, weil wir einfach nicht den Fuß vom Pedal kriegen konnten.
Viele schöne Kleider und Kleidungsstücke sind in den Räumen entstanden, einige haben sogar kleine Familienkollektionen auf die Stange gebracht. Ich hatte mich vor die Wahl zwischen etwas Neuem – Mäntelchen aus einem Oliver+S Schnitt – oder angefangenen Projekten gestellt.
Mein Frühschlafenplan ging nicht ganz auf. Ich hatte mir das Paperbag Dress und das Hemd, beides seit bestimmt anderthalb Jahren nicht mehr angerührt, vorgeknöpft und zum ersten Mal Rocktaschen, Nahtreisser und jede Menge Kellerfalten gemacht. Und genäht und gelacht bis ich mich nicht mehr bewegen und nur noch ins große, breite Bett fallen konnte.

Und wenn mein Wochenende auch schon eine Weile her ist; es schillert immer noch gründlich dem alten Jahr hinterher. Nicht nur mit den offen gebliebenen Nähten, auf die ich mich schon so freue, und erst wenn ich das nächste Mal ganz viel Ruhe habe, näh ich da weiter. Ein paar rote Fäden von so schönen Nähten, dass die nicht verriegelt werden können, sondern von Hand und auf links vernäht. Ha! So ordentlich hab ich das noch nie gemacht. Wenn ich an Manjas Kartoffelbrot und Kürbisrisotto mit Amarettinikeksen und an die Aprikosentartes mit frischem Thymian denke, läuft mir sofort wieder das Wasser im Mund zusammen … Bis zur nächsten Alleinereise wird es erstmal wieder dauern. Deswegen schwelge und bade ich in den Erinnerungen an Pohnsdorf.
Als Sonntag alle Maschinen wieder abgebaut, alle Fäden und Stoffschnipsel zusammengefegt und die Sachen einpackt waren, lag vor dem Gutshaus auf der Treppe ein großes rot verpacktes, breitschleifiges Geschenk, das sah so schön aus und war das beste Sinnbild für die Zeit, die wir dort hatten. (Ich konnte leider kein Foto mehr davon schnappen.)

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